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„MINT steckt überall drin"

Wenn es um Berufe mit guten Zukunftsaussichten geht, ist immer wieder vom Thema MINT die Rede. Andrea Huber, Leiterin der MINT-Koordinationsstelle Vorarlberg am BIFO, erklärt im Interview was genau MINT eigentlich bedeutet, wie ich herausfinden kann, ob ein MINT-Beruf zu mir passt und welche Möglichkeiten es für eine Lehre in diesem Bereich in Vorarlberg gibt. 


Frau Huber, was bedeutet MINT eigentlich?

Die vier Buchstaben MINT stehen als Abkürzung für die Begriffe Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Damit wird eine sehr große Bandbreite von Themen abgedeckt – von Chemie, Biologie, Physik über Geo­grafie und Geologie bis hin zur IT, zur Technik oder auch zum Handwerk.

 

Das heißt, MINT steckt eigentlich überall drin?

Genau! Wir selbst gehören als biologische Wesen ja schon zum Bereich „N“, genau wie unsere Haustiere oder das Gras auf der Wiese. Aber auch sonst sind wir eigentlich täglich von Dingen umgeben, die mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik zu tun haben. Das geht von der Brille, die man trägt und die in ihrer Fertigung viel physikalisches und technisches Know-how erfordert hat, bis zum Kaffee, den wir morgens trinken. Von der Bohne, die am Kaffeestrauch wächst über die Röstung bis hin zum Mahlen und Aufbrühen in der Kaffeemaschine kommt von Biologie über Verfahrenstechnik bis zu Mathematik und Programmierung einiges zusammen. Das Gleiche gilt für viele unserer Lebensmittel, für unsere Kleidung, natürlich auch für die technischen Geräte, die wir alltäglich nutzen. Insofern sind wir genau genommen ständig von MINT umgeben, oft ohne dass es uns bewusst ist.

 

Das heißt, auch in vielen Berufen ist MINT ein Thema?

Wenn ich mir die Liste mit Lehrberufen in Vorarlberg anschaue, dann finde ich dort keinen einzigen Beruf, der nicht mit MINT zu tun hätte. Auch Berufe, die nicht direkt als MINT-Berufe gelten, haben Elemente von MINT in sich. So hat auch eine Friseurin mit dem Bereich MINT zu tun – mit räumlichem Vorstellungsvermögen, mit exakter Arbeitsweise beim Schneiden und natürlich auch mit den chemischen Prozessen beim Färben der Haare. Auch ein Bäcker muss zum Beispiel über die Zutaten, die er verarbeitet, über chemische und biologische Prozesse oder das Verhalten des Teigs im Ofen Bescheid wissen. Das heißt, ganz ohne MINT geht es nirgends. Natürlich gibt es aber auch Berufe, die sich ganz zentral mit naturwissenschaftlichen, technischen oder informationstechnologischen Fragestellungen befassen.

 

Wie kann ich herausfinden, ob ein Lehrberuf im MINT-Bereich für mich passen könnte?

Der erste Schritt ist, sich selbst und die eigenen Interessen zu beobachten. Wenn man feststellt, dass man gerne Dinge hinterfragt, dass man genauer wissen will, warum etwas funktioniert und wie, dass es einen interessiert, was in den Dingen, mit denen man täglich zu tun hat, eigentlich genau passiert – dann ist man schon auf einem guten Weg. Wer gerne bastelt oder etwas baut, egal mit welchen Materialien, für den könnte ein technischer Beruf auch interessant sein. Erst einmal geht es weniger um spezifische Interessen als darum, ob man Freude daran hat, genau hinzuschauen, herauszufinden wie Dinge funktionieren und Probleme auch ungewöhnlich und kreativ zu lösen.

 

Warum sollte ich über einen Lehrberuf im MINT-Bereich nachdenken?

Berufe im MINT-Bereich sind natürlich vor allem, wenn man sich die aktuelle Situation anschaut erst einmal grundsätzlich sehr krisensichere und zukunftsorientierte Jobs. Daneben ist natürlich auch der finanzielle Aspekt interessant, denn oftmals liegt die Lehrlingsentschädigung, aber auch das langfristige Gehalt nach der Ausbildung in technischen Berufen höher als in anderen Bereichen. Viele Vorarlberger Unternehmen, die Lehrstellen im MINT-Bereich anbieten, sind außerdem weltweit aufgestellt und bieten attraktive Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu arbeitet man selbst mit den neuesten Technologien und lernt immer wieder Neues hinzu, das macht Jobs in diesem Bereich so spannend.

 

Welche Möglichkeiten für eine Lehre im MINT-Bereich gibt es in Vorarlberg?

Die beliebtesten Lehrberufe sind nach wie vor Metall­techniker(in), Elektro­techni­ker(in) oder Kraftfahr­zeug­techniker(in). Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe neue und sehr zukunftsträchtige Lehrberufe wie Applika­tionsentwickler(in), E-Commerce-Kaufmann/-frau oder Betriebs- und Systemtechni­ker(in). Aber auch viele andere Berufsfelder lassen sich in den MINT-Bereich einordnen, darunter auch klassische Handwerksberufe wie Tischler(in) oder Berufe im Gesundheitsbereich wie Augenoptiker(in) oder Orthopädietechniker(in). Gerade in Vorarlberg gibt es in den großen, aber auch vielen kleinen Betrieben sehr viele Möglichkeiten für eine Lehre im MINT-Bereich.

 

Wo kann ich mich am besten informieren, wenn ich mich für eine Lehrstelle in diesen Berufsfeldern interessiere?

Die zentrale Stelle zu Fragen der Berufsorientierung in Vorarlberg ist natürlich das BIFO, das mit dem Jugendcoaching und den Talentechecks auch an den Schulen vertreten ist. Und natürlich gibt es grundsätzlich auch immer wieder Schnuppertage in den Unternehmen, an denen man Berufe kennenlernen kann.


Was raten Sie speziell auch Mädchen, die sich für einen Beruf im MINT-Bereich interessieren?

Insbesondere für Mädchen gibt es in den Mädchenzentren spezielle Angebote zur Berufsorientierung. Hier fördert auch das Land Vorarlberg gezielt Programme, die Mädchen technische Berufe näherbringen und ihnen weibliche Vorbilder im Bereich von Naturwissenschaft und Technik aufzeigen, die leider oft sehr unbekannt sind. Generell würde ich mir wünschen, dass mehr Mädchen und junge Frauen den Mut haben, sich für einen technischen Beruf zu entscheiden, auch wenn dies vielleicht nicht den traditionellen Erwartungen entspricht. Hier sehen wir auch unsere Auf­gabe als Jugendcoaches, Mädchen in ihren Interessen und Entscheidungen zu bestärken.

 

Was möchten Sie Schul­abgängern, die sich für einen technischen Beruf entscheiden, gern noch mitgeben?

Ich denke, was immer wichtiger werden wird, ist, dass man vernetzt und fächerübergreifend denken muss. Und dass man immer offen dafür bleibt, sich weiterzuentwickeln und auch später im Leben noch einmal neue Wege einzuschlagen. Gerade die MINT-Berufe sind stets am Puls der Zeit und damit natürlich prädestiniert dafür, sich gemeinsam mit neuen Technologien auch ständig zu verändern und weiterzuentwickeln. Wenn man diese Offenheit mitbringt, dann sind diese Berufe sehr spannend.

DATEN & FAKTEN


Die MINT-Koordinationsstelle ist Teil der MINT-Strategie Vorarlberg, einer Initiative des Landes Vorarlberg, der Wirtschaftskammer Vorarlberg, der Bildungsdirektion und des BIFO. Ihr Ziel ist es, schon im Kindergarten und in den Schulen bis zur Sekundarstufe I das Basiswissen und die Begeisterung für MINT-Themen, MINT-Schulfächer sowie MINT-Ausbildungen und -Studiengänge in Vorarlberg auf vielfältige Weise zu fördern.

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